Wenn der Verein in diesem Jahr auf sein 75jähriges Bestehen zurückblicken kann, so trift dies auf die Turnabteilung bei weitem nicht zu. Das heißt aber nicht, dass im Eggetal in früheren Jahren nicht schon geturnt wurde.

Woran hat es gelegen, dass im SVE erst 1969 mit dem Turnen bzw. mit Gymnastik begonnen wurde? Diese Frage ist damit zu beantworten, dass es in Börninghausen an geeigneten Übungsstätten fehlte. Es gab zwar eine alte Turnhalle aus dem Jahre 1939, doch war es ab den 50er Jahren kaum möglich, in dieser Halle sportlich aktiv zu werden. Die Lichtverhältnisse waren schlecht, und die Halle konnte nicht beheizt werden. Insbesondere fehlte es an sanitären Anlagen, Umkleide- und Duschräumen, so dass es selbst dem Anspruchslosesten nicht zuzumuten war, in dieser Halle Sport zu treiben.

Um so erstaunlicher war es, dass es im Jahr 1969 trotz fehlender Übungsstätten zur Gründung einer Frauenturngruppe kam. Lilo Stollmann war es, die diese Gruppe ins Leben rief, welche in den ersten Jahren mit allerlei Widrigkeiten zu kämpfen hatte. Wegen der bereits angesprochenen fehlenden Sportstätten mussten die Frauen Woche für Woche wohl oder übel über den Berg zu ihren Übungsstunden nach Pr. Oldendorf zur dortigen Grundschulturnhalle fahren. Dennoch bildete sich ein Stamm von etwa 20 Turnerinnen, die diese Belastung zugunsten ihrer Fitness in Kauf nahmen. Dieses Provisorium dauerte fünf Jahre an.


frauenturngruppe1973

Die Frauengruppe 1973 beim Sportfest in Pr. Oldendorf

 

Der Wunsch nach einer standesgemäßen Turnhalle wurde Ende der 60er Jahre immer lauter. Sowohl die Schule als auch der Sportverein sehnten diese Halle geradezu herbei. Probleme gab es zunächst bei der Standortfrage. Während seitens des SVE der Wunsch bestand, die Halle in der Nähe des Sportplatzes zu errichten, damit die Umkleide- und Duschmöglichkeiten dann auch für den Spielbetrieb auf dem Sportplatz genutzt werden könnten, wünschten die Schulvertreter die Halle aus berechtigten Gründen nahe der Schule. An letzterem Standort wurde die neue Turnhalle auch 1974 in Betrieb genommen.

Für den SVE begann, man kann mit Verlaub sagen, ein neues Zeitalter. Gab es bis dahin, abgesehen von der Frauengruppe, nur Fußball, so änderte sich das nun schlagartig. Aus dem mehr oder weniger reinen Fußballverein wurde ein Breitensportverein. Für die Anschaffung von Turn- und Sportgeräten wurden vom Verein mehrere tausend Mark investiert. Klaus Stollmann, seines Zeichens Vorsitzender des SVE, und seine Frau Lilo waren es, die sich um den Aufbau neuer Gruppen bemühten. Ihnen ist es in besonderem Maße zu verdanken, dass die Jugend im Eggetal ein großes Sportinteresse verspürte. Es kam 1974 in kurzer Zeit zu Bildung von fünf Kinder- und Jugendgruppen im Turnbereich. Die Mitgliederzahl verdoppelte sich von rund 250 auf 500. Es gab aber auch Rückschläge, die verkraftet werden mussten. So mussten die "Mutter-und-Kind" - sowie die "Jugendgruppe" wegen mangelnder Beteiligung ihren Übungsbetrieb bereits nach einem Jahr wieder einstellen. 1975 kam aber auch eine neue Gruppe hinzu.

Kurt Tiemann rief eine Männerbewegungsgruppe ins Leben. In all den Jahren gab es immer wieder Befürchtungen, dass auch diese Gruppe wegen mangelnden Zuspruchs aufgelöst werden müsste, doch allen Unkenrufen zum Trotz erfreut sich die Truppe auch anno 1995 noch "bester Gesundheit". Der Übungsleiter ist heute wie damals Kurt Tiemann, der nun schon 20 Jahre die Gruppe mit viel Umsicht und Einfühlungsvermögen betreut. Hierfür gebührt ihm an dieser Stelle ein besonderer Dank.
                                        bewegungsgruppe1995

Die Männerbewegungsgruppe 1995
M.Haake, H.Kirchhoff, D.Mesterheide, W.Meyer, K.Brinkmann, E.Kliche, W.Meier, D.Machon, D.Möllenberg, D.Ehrenberg, J.König, K.Tiemann


Lilo Stollmann begnügte sich nicht damit, neue Turngruppen aufzubauen, sie stand auch der Frauengruppe als Übungsleiterin vor. Dank ihrer hervorragenden Arbeit stießen nicht nur Mädchen und Frauen aus dem Eggetal, sondern auch aus den umliegenden Gemeinden bis hin nach Levern zur Frauengruppe. Dies hatte zur Folge, dass eine zweite Gruppe gegründet werden konnte. Lilo Stollmann beschränkte sich in den Übungsstunden auch nicht nur auf allgemeine Gymnastik, sondern sie studierte mit ihren Frauen auch immer wieder Tänze und Gerätegymnastiken ein. Diese gelangten dann nicht nur im Eggetal, sondern auch bei Sportfesten der Nachbarvereine zur Aufführung.

Bei den Frauen stieß 1976 Birgit Oberdorf zum Kreis der lizensierten Übungsleiterinnen hinzu. Sie arbeitete mit den jüngsten Turnern, während sich Birgit Baumgart um die größeren Mädchen kümmerte. Die Hoffnung, im SVE Leistungsturnriegen aufzubauen, erfüllte sich nicht. Hier mangelte es an qualifizierten Trainern.

Derweil hatte Lilo Stollmann die Leistungen der Frauenturngruppe soweit gesteigert, dass sie es wagte, 1977 erstmals am Gruppenwettbewerb "Gymnastik und Tanz" in Kamen teilzunehmen. Es wurde auf Anhieb der zweite Platz geschafft, ein Kunststück, das auch im folgenden Jahr wieder gelang. Das Jahr 1979 war dann für die Turnabteilung so etwas wie das "Goldene Jahr". Zunächst feierte die Turnabteilung im Rahmen des Maisportfestes ihr zehnjähriges Bestehen. Diese Veranstaltung war hervorragend organisiert, wirkten an ihr neben den Gruppen des SVE auch noch sieben Gastvereine mit. Die Vorführungen dieses Tages sind vielen Zuschauern von damals sicher noch in bester Erinnerung. Im Oktober des gleichen Jahres landeten Lilo Stollmanns Schützlinge den ganz großen "Wurf". Beim Wettkamp in Kamen holten sie den ersten und bislang einzigen Westfalenmeistertitel ins Eggetal. Ein Erfolg, der in die Vereinsgeschichte eingegangen ist. Für diese hervorragende Leistung wurde die Gruppe von der Stadt Preußisch Oldendorf mit einer Ehrenurkunde und einem Wappenteller ausgezeichnet.


                                                   westfalenmeisterinnen1979

Die Westfalenmeisterinnen 1979
(hintere Reihe v.l.) L. Stollmann, L. Husemeyer, C. Brinkmeier, M. Wübker, G. Schmidt, G. Tiemann, E. Nobbe (mittlere Reihe v.l.) U. Krämer, M. Linnenlücke, E. Wübker (vordere Reihe v.l.) D. Danielmeier, E. Füller, E. Fischer, A. Buschendorf

 

1980 übernahm Christine Tiemann das Kinderturnen, da die bisherigen Übungsleiterinnen Birgit Oberdorf und Birgit Baumgart nicht mehr zur Verfügung standen. Sie waren in der Zwischenzeit verzogen. Aber auch die Leistungsturnerin Christine schaffte es nicht, das Geräteturnen im Eggetal zu etablieren. 1982 musste die Kinderturngruppe zeitweise sogar ganz aufgelöst werden, weil auch Christine Tiemann aus beruflichen Gründen nicht mehr zur Verfügung stand.

Erst Lisel Husemeyer und Ursula Krämer, beide aus großen Sportlerfamilien stammend - die Ehemänner Wilhelm und Gerd spielten beide in der 1. Fußballmannschaft, und auch die Kinder trieben Sport im Eggetal -brachten nach ihrem Erwerb der Übungsleiterlizenz das etwas ins Schlingern geratene "Kinderturnschiff" wieder auf Kurs. Zum 15. Geburtstag der Turnabteilung 1984 stellten Lilo Stollmann und Turnwartin Gisela Schmidt wieder einen unterhaltsamen Turnnachmittag zusammen, an dem sich auch wieder viele Gastvereine beteiligten.

frauenturngruppe1986

Die Frauengruppe präsentiert ihren "Trepak"-Tanz


Einen entscheidenden Einschnitt gab es dann im Jahre 1986, als Lilo Stollmann, die über 16 jahre lang die Frauenturngruppe geleitet hatte, von ihrem Posten zurücktrat. Ihr hat das Frauenturnen sehr viel zu verdanken. Wer aber nun glaubte, dass es mit der Turnabteilung bergab gehen würde, sah sich getäuscht. Lisel Husemeyer erklärte sich spontan bereit, die Frauengruppe zu übernehmen. Sie setzte die Arbeit von Lilo Stollmann kontinuierlich fort und leitet die Gruppe auch heute noch erfolgreich.

Im Jugendbereich gewann der Verein mit Christina Budde eine weitere engagierte Übungsleiterin. Sie widmete sich vor allem dem Jazztanz, wobei der Erfolg dieser Arbeit nicht länger auf sich warten ließ. Christina war mit Feuereifer bei der Sache, und so sprach es sich auch in Holzhausen, Pr. Oldendorf und Lübbecke herum, dass in Börninghausen eine erfolgreiche Jazztanz-Gruppe existiert und sich Mädchen aus diesen Orten der Gruppe anschlossen. Der Zuspruch war so groß, dass die Gruppe geteilt werden musste. Auftritte im "Schusterkrug" in Wagenfeld, beim Pr. Oldendorfer Basar, bei der Einweihung der Zweifachsporthalle in Pr. Oldendorf und bei Sportlerehrungen der Stadt Pr. Oldendorf zeugten von der Qualität der Gruppen. 1992 musste Christina Budde ihre Tätigkeit aus beruflichen Gründen leider einstellen. Doch Christina hatte sich mit Nicole Heemeier schon im Vorfeld um eine Nachfolgerin bemüht. Nicole, die in der Jazztanz-Gruppe mitwirkte, hatte die Übungsleiterlizenz erworben und übernahm nun die Leitung der Gruppe.

Eine weitere Übungsleiterin erhielt die Turnabteilung mit Edeltraut Möllenberg, die 1988 eine gemischte Gruppe für Kinder im Vorschulalter übernahm. Auch sie war engagiert bei der Sache, Ihre gute Arbeit fand schnell Anklang, und der Zulauf der Gruppe war so groß, dass ohne Mithilfe einiger Mütter die Arbeit nicht zu bewältigen gewesen wäre. Ihren ersten großen Auftritt hatten die jüngsten Aktiven im SVE anläßlich der Einweihung der neuen Sporthalle in Pr. Oldendorf. Mit ihrem "Marienkäfer"-Tanz begeisterten sie die Zuschauer. Diese Aufführung machte Appetit auf mehr, und so trat die Gruppe in den folgenden Jahren regelmäßig beim Pr. Oldendorfer Basar und beim Brunnenfest in Börninghausen auf.

Ursula Krämer, die das Mädchen- und Jungenturnen mit Erfolg leitete, musste ihre Tätigkeit Ende 1988 aus gesundheitlichen Gründen leider aufgeben. Sie fand aber schnell Ersatz in Claudia Husemeyer, deren Gruppen ebenfalls bei Basar und Brunnenfest auftraten. Gisela Schmidt, die das Amt der Turnwartin mit großer Umsicht wahrnahm, hatte immer wieder Probleme, die Gruppen mit Übungsleitern zu besetzen, die sie aber auch immer zu lösen vermochte.

1990 konnte der SVE auf sein 70jähriges und die Turnabteilung auf ihre 20jähriges Bestehen zurückblicken. Diese Jubiläen wurden zum Anlass genommen, im Rahmen des Sportfestes am 1. Mai einen großen bunten Nachmittag durchzuführen. Lange hatte die ganze Turnabteilung auf diesen Tag hingearbeitet. Das Festzelt war für den "Bunten Rasen" geschmückt und mit Zuschauern prall gefüllt. Lisel Husemeyers Frauen übernahmen die Bewirtung mit Kaffee und Kuchen. Es lief ein 90minütiges Programm mit Vorführungen aller Gruppen der Turnabteilung ab, das die Besucher begeisterte. Christina Budde hatte eigens für diesen Tag einen gemischten Jazztanz eingeübt. Mädchen aus ihrer Tanzgruppe und junge Aktive der 1. Fußballmannschaft führten einen Tanz vor, der das Publikum geradezu von denSitzen riß. Gisela Schmidt, Lisel Husemeyer, Claudia Husemeyer, Christina Budde und Edeltraut Möllenberg hatten mit ihren Helferinnen und Helfern die Veranstaltung hervorragend vorbereitet und durchgeführt und ließen sie einen festen Platz in der Vereinsgeschichte finden. Lilo Stollmann, Gisela Schmidt und Erika Wübker, allesamt Frauen "der ersten Stunde" der Turnabteilung, wurden im Rahmen der Veranstaltung für ihre langjährige Zugehörigkeit zur Abteilung mit der goldenen Vereinsnadel ausgezeichnet.

sisteract1995

 

Lübbecker Kreiszeitung vom 30. Aug. 1995: Angelehnt an >>Sister Act<<, den Erfolgsfilm mit Whoopi Goldberg, tanzte eine SVE-Gruppe in Nonnen-Kostümen. Die Zuschauer im Festzelt zeigten sich von dieser Aufführung begeistert.

1992 stellte Gisela Schmidt ihe Amt als Turnwartin nach elfjähriger Tätigkeit zur Verfügung. Ihre Nachfolgerin wurde Lisel Husemeyer, die dieses Amt auch heute noch bekleidet. Ein nicht immer einfaches Amt, gab doch auch Nicole Heemeier aus gesundheitlichen Gründen ihren Übungsleiterposten auf. Da eine Nachfolgerin nicht zur Verfügung stand, erklärte sich Claudia Husemeyer spontan bereit, Nicoles Gruppe auch noch zu übernehmen.

In einer Vorstandssitzung im Frühjahr 1992 regte Lisel Husemeyer an, im Sommer am "Haus der Begegnung" einen bunten Nachmittag durchzuführen. Dieser Vorschlag fand im Vorstand volle Unterstützung. Fleißige Hände regten sich und bereiteten die Veranstaltung vor. Die Werbetrommel wurde im Eggetal mächtig gerührt, was sich auch auszahlte, denn viele Eggetaler und auch Auswärtige kamen dem Aufruf nach und besuchten die Veranstaltung. Vor dem schönen Fachwerkhaus, das sich für die Veranstaltung geradezu anbot, lief ein gut organisiertes und abwechslungsreiches Programm ab, das bei den Zuschauern viel Beifall fand. Da auch für das leibliche Wohl bestens gesorgt war, war das Echo in der Gemeinde so positiv, dass man ein Jahr später das Spektakel mit ebenso großem Erfolg erneut durchführte.

Leider aber setzte sich der Übungsleiter-"Exodus" der vergangenen Jahre auch 1993 fort, als Edeltraut Möllenberg aus dem Kreis ausschied. Ihr Abgang war für den Verein sehr schmerzlich. Dennoch konnte auch für sie Ersatz gefunden werden. Ilka Dittmann, eine junge Übungsleiterin, übernahm die Gruppe und betreut sie auch heute noch. Für eine junge Kraft wie Ilka ist es sicher nicht immer einfach, die "Kleinen" in den Griff zu bekommen. Aber sie ist mit Eifer bei der Sache und erledigte ihre Aufgabe bislang mit Bravour. Ihr zur Seite steht Katrin Gröne, die sich mit Ilka gut ergänzt.

Ende 1994 teilte dann Claudia Husemeyer mit, dass sie nicht mehr in der Lage sei, das Kinderturnen weiterzuführen. Claudia war in der Vergangenheit immer eingesprungen, wenn immer es darum ging, eine Gruppe, für die kein Übungsleiter zur Verfügung stand, zu übernehmen. Dass diese Belastung kein Dauerzustand sein konnte, war eigentlich jedem klar. Für ihren Schritt zeigte der Vorstand Verständnis, auch wenn die Lücke, die Claudias Rücktritt hinterlassen hat, bislang nicht geschlossen werden konnte.

Dieser Abriß der Geschichte der Turnabteilung zeigt, dass in den 25 Jahren des Bestehens der Abteilung viel bewegt worden ist. Die Abteilung hat sich zu einem festen Bestandteil des Vereins entwickelt. Hierzu haben im Laufe der Jahre viele Helfer beigetragen, denen an dieser Stelle noch einmal für ihren Einsatz ein herzliches Dankeschön gesagt werden soll.

Ein Anliegen des Vorstandes war es immer und wird es auch in Zukunft sein, im Turnbereich ein breit gefächertes Angebot zu unterbreiten. Dies ist aber nur möglich, wenn auch ausreichend Übungsleiter zur Verfügung stehen, und hieran hapert es im Moment. Der Vorstand würde es begrüßen, wenn sich Mitglieder bereiterklären würden, eine ehrenamtliche Tätigkeit im Turnbereich zu übernehmen. Nur wenn eine ausreichende Versorgung mit Übungsleitern gewährleistet ist, ist auch der Bestand der Turanabteilung gesichert. Der gute Ruf der Abteilung darf nicht aufs Spiel gesetzt werden. Deshalb gilt der Aufruf an die Eggetaler: "Helft mit, die Turnabteilung nicht nur zu sichern, sondern weiterzuentwickeln!".